Zwei der stärksten Argumente von E-Auto-Kritikern sind die geringe Reichweite und lange Ladezeiten an den Zapfsäulen. Eine Universität ruft deswegen eine Testrecke für induktives Laden ins Leben. Sie soll Fahrzeuge während der Fahrt mit Strom versorgen. Die Ziele der Beteiligten sind ambitioniert.
Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg planen eine Teststrecke zum induktiven Laden von Elektroautos und -Lastwagen auf einer Autobahn in Nordbayern. Über Spulen unter dem Straßenbelag können sie dann beim Fahren kabellos aufladen. Ziel des Projekts sei, "einen Standard für die Herstellung der Spulen sowie deren Verbau in die Straße zu etablieren", sagte Teamleiter Alexander Kühl vom Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung.
Bis solche Straßen in Serie gebaut werden könnten, dauert es aber noch. Die Projektpartner wollen Mitte 2025 eine einen Kilometer lange Teststrecke in Betrieb nehmen. "Wobei die kurze Strecke natürlich nicht ausreicht, das E-Auto komplett aufzuladen", sagte Kühl.
Wo genau das Projekt startet, entscheidet die Autobahnverwaltung später - je nachdem, wo der Straßenbelag eh erneuert werden muss. Spulen im Belag erzeugen dann ein Magnetfeld, das über eine Gegenspule im Fahrzeug Spannung erzeugt und bald bis zu 125 Kilowatt Leistung übertragen kann. Die Fahrer sparten sich laut Kühl lange Ladezeiten - und für Lastwagen könnten kleinere, leichtere Batterien reichen.
Unsichtbare Alternative zur Oberleitung
Die Ziele sind ambitioniert: Zusammen mit den Partnern VIA IMC, Autobahn GmbH, Electreon, Risomat und der TH Nürnberg will der Lehrstuhl das induktive Laden zur Serienreife bringen. Das Konsortium hat für das Projekt Investitionen von 8 Millionen Euro eingeplant.
Ein Vorteil der induktiven Ladetechnologie: Es ist möglich, sie unsichtbar in Verkehrsflächen zu integrieren. Dadurch können - anders als bei elektrifizierten Straßen mit Oberleitungen - sowohl Lkw als auch Pkw Strom laden. In Deutschland läuft unter anderem in Schleswig-Holstein zwischen Lübeck und Reinfeld ein eHighway-Projekt auf der A1, wo eine Oberleitung Lkw mit Energie versorgt. Vier mit Stromabnehmern ausgerüstete Lastwagen einer Reinfelder Spedition pendeln auf der fünf Kilometer langen Strecke.
Die Verantwortlichen um das Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel (FuE) sind laut einer Mitteilung zufrieden mit den bisherigen Erfahrungen: "Auch wenn ich bei der Infrastruktur, wie auch den Lkw, noch Verbesserungsbedarfe sehe, die ich aber für überwindbar halte, hat sich in den letzten drei Jahren meine Einschätzung gefestigt, dass diese Technologie funktioniert und vermutlich die effizienteste Lösung zur Elektrifizierung des Güterfernverkehrs darstellt", sagte Arndt Grote, Industriemeister und Anlagenverantwortlicher vom FuE.
Projekt in Süddeutschland: Neue Teststrecke lädt E-Autos während der Fahrt auf - n-tv NACHRICHTEN
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