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Saturday, March 4, 2023

Peek & Cloppenburg meldet überraschend Insolvenz an - WELT - WELT

Eigentlich sollte der März für den Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg (P&C) ein frühlingshafter Aufbruch werden. Bis dahin wollte P&C-Manager Edgar Hert seine neue Strategie fertig formuliert haben. Ausgerufenes Ziel war, bis 2026 Europas führender Modehändler zu werden, der Läden und Internet verbindet. Ein Interview-Termin mit WELT, bei dem er sein Vorhaben vorstellen wollte, war bereits seit Wochen fest für den 13. März vereinbart.

Doch es kam anders: P&C aus Düsseldorf stellte am Freitag den Antrag auf ein Schutzschirmverfahren. Das teilte das Unternehmen am Freitagmittag mit. Es handelt sich um eine Form der Insolvenz, bei der die Eigentümer Mitsprache behalten. Dennoch werden die Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten von der Arbeitsagentur bezahlt. Vorläufiger Sachwalter wird der Rechtsanwalt Horst Piepenburg .

Die Kette mit 67 Filialen begründete den Schritt unter anderem mit fehlgeschlagenen „Investitionen in Personal-, Sachmittel und Marketing in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags“, den P&C seit 2021 in seinen Online-Shop gesteckt habe. Offenbar kommt der Online-Shop jedoch nicht gegen Konkurrenten wie Zalando an – zumal der E-Commerce seit dem Ende der Pandemie branchenweit schrumpft. Zudem hätten die Schließungen in der Corona-Zeit einen dreistelligen Millionenverlust verursacht.

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Nach Galeria-Karstadt und dem Schuhhändler Görtz ist damit eine weitere Kette, die die deutschen Fußgängerzonen prägt, im Schutzschirmverfahren. Dieses ermöglicht einen vereinfachten Personalabbau und Neuverhandlungen über Mietverträge – also spürbare Kostenentlastung. Anders als Galeria will P&C möglichst keine Häuser schließen.

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„Bereits jetzt ist allerdings klar, dass ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen notwendig sein wird“, teilte P&C mit. P&C hat 6.800 Mitarbeiter, davon 800 in der Verwaltung. Der frühere Daimler-Manager Hert hat P&C offenbar bereits verlassen. Laut seines LinkedIn-Profils endete seine Rolle als Managing Director bereits im März, also irgendwann in den vergangenen drei Tagen.

Das alles kommt überraschend: Erst zum Jahreswechsel war der frühere Adler-Chef Thomas Freude neben Hert neuer starker Mann beim Familienunternehmen P&C geworden. Als Trio mit dem früheren Galeria-Manager Stephan Fanderl sollten sie für P&C die neue Strategie erarbeiten. Eine neue Werbekampagne samt neuem Logo, die P&C frischer darstellen sollte, läuft bereits. Zum Start im vergangenen November hieß es im schönsten Marketing-Deutsch, der neue Auftritt sei Teil eines „langfristigen Morphing-Prozesses“, also der Veränderung des gesamten Unternehmens.

In der Familie Cloppenburg gibt es Streit

Ein besonderer Rückschlag ist das Verfahren für den vierzigjährigen Patrick Cloppenburg, der Hert an die Spitze befördert hatte. Der Sohn des langjährigen Patriarchen Harro Uwe Cloppenburg versucht seit Jahren, die Kette zukunftsfähig zu machen.

Dabei stößt der Betriebswirt, der zeitweise selbst operativer Chef war, seit Jahren auf Argwohn. Als er mit vor eineinhalb Jahrzehnten mit Ende 20 seine Ambitionen als stellvertretender Firmenchef erkennen ließ, sprachen ihm viele das Format ab, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Dazu kommt laut Berichten Streit in der Familie: Patrick Cloppenburg ist der jüngste Sohn des Patriarchen. Beteiligt im Management waren auch zwei deutlich ältere Geschwister – offenbar kein einfaches Verhältnis in der Familie, die die Mehrheit der Anteile hält. Patrick Cloppenburg habe Teile des Unternehmens in die Schweiz verlagert und wolle Familienmitglieder rauskaufen, berichtete das „Manager Magazin“ vor einem Jahr. Der Erbe wolle zum „Alleinherrscher“ aufsteigen, mutmaßte das Magazin, das sich schon zuvor juristische Scharmützel um seine Berichterstattung mit Cloppenburg lieferte.

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Ein Sprecher sagte am Freitag auf Anfrage zu möglichen Konflikten der Gesellschafter, Ursache der aktuellen Insolvenz seien allein die in der Mitteilung genannten wirtschaftlichen Schwierigkeiten im operativen Geschäft. Die internationalen Töchter und die zugehörige Herrenmode-Kette Anson’s seien nicht betroffen.

Seit Jahren ist klar, dass P&C selbst ohne Gesellschafter-Streit vor großen Problemen steht. P&C hatte bereits vor einigen Jahren einen Rückschlag im E-Commerce verkraften müssen. Schon damals konnte sich der Online-Shop nicht gegen die Konkurrenz behaupten. Das lag wohl auch daran, dass der erste Versuch unter der Kunst-Marke „Fashion ID“ erfolgen musste.

Der Grund: Die Düsseldorfer teilen sich den Namen „Peek & Cloppenburg“ mit einem weiteren Unternehmen. Dieses kleinere norddeutsche Schwesterunternehmen ist wirtschaftlich und rechtlich unabhängig – und folglich auch nicht Teil des Insolvenzverfahrens. Beide leisten sich immer wieder juristische Streitereien um den Markenschutz.

E-Commerce schwächelt seit Pandemie-Ende

Doch das ist nicht das einzige strukturelle Problem. P&C ist in der Blütezeit der deutschen Fußgängerzonen groß geworden. Ein gehobenes Sortiment in großen, architektonisch anspruchsvoll gestalteten sogenannten „Weltstadthäusern“ war ein Erfolgskonzept, solange die Einkaufsmeilen noch voll waren – etwa in Düsseldorf und Köln. Mit DJs in der jungen Abteilung und etablierten Marken wie Hugo Boss sprach das Konzept verschiedene Altersstufen an.

Doch mit der Krise der Innenstädte schwindet die Laufkundschaft. Viele Flächen gelten daher inzwischen als überdimensioniert – ein ähnliches Problem wie bei Galeria. Teure Immobilienkosten drücken das Ergebnis, während die Frequenz in den Läden zurückgeht. Mit dem Ende der Pandemie schwächelt zudem branchenweit der E-Commerce. Selbst Marktführer Zalando kämpft mit hohen Rabatten um Kunden.

Für P&C als verspäteten Angreifer, der online wenig Kundenstamm hat, ist es noch schwieriger. Eine Herausforderung ist, die Läden mit dem E-Commerce zu verknüpfen. P&C gab viel Geld etwa für SAP-Software aus, doch der süddeutsche P&C-Konkurrent Breuninger spielt das Multichannel-Geschäft bislang deutlich reibungsloser.

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Dennoch herrscht bei P&C noch Hoffnung vor, dass sich möglichst wenig ändert. Der Insolvenzverwalter will das Verfahren in Eigenregie möglichst bis zum Jahresende abschließen. Geht es nach den Vorstellungen in Düsseldorf, sollen dann alle Filialen erhalten sein – nur häufig mit geringeren Mieten. Und ein deutlicher Personalabbau soll die Kosten der Zentrale drücken.

„Wir halten unverändert an unserer Multibrand-Omnichannel-Strategie fest. Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores. Der Online-Bereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells, hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor“, erklärte P&C-Manager Freude die Pläne. Dabei war der Online-Shop, dessen Aufbau viel Geld verschlungen hat, bislang zumindest nach außen noch gar nicht durch allzu viel Überschwang aufgefallen.

Hinweis: In einer vorherigen Version dieses Textes wurde ein Foto der Hamburger Mode-Kette P&C gezeigt. Dies ist nun korrigiert. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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