Russland hat am Sonntag per Präsidentendekret die Kontrolle über die Anteile der dänischen Brauerei Carlsberg und des französischen Lebensmittelkonzerns Danone an ihren russischen Tochtergesellschaften übernommen. In einem auf dem offiziellen Justizportal veröffentlichten Dekret von Präsident Wladimir Putin heißt es, der russische Staat werde "vorübergehend" die Anteile von Danone Russia und der Carlsberg-Filiale Baltika verwalten.

Beide Unternehmen wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, obwohl sie ihre Absicht bekundet hatten, den russischen Markt nach der Offensive in der Ukraine verlassen zu wollen.

Danone sieht keine Beeinträchtigung der Finanzziele 2023

Danone teilte mit, es prüfe derzeit die Situation und bereite sich darauf vor, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um seine Rechte als Anteilseigner von Danone Russia und den Fortbestand des Geschäftsbetriebs im Interesse aller Akteure zu schützen, insbesondere seiner Angestellten".

Der Lebensmittelkonzern war nach dem russischen Angriff auf die Ukraine noch einer der wenigen internationalen Unternehmen, die in Russland präsent blieben. Ende Oktober teilte der Konzern schließlich mit, er beende den Großteil seiner Aktivitäten in Russland. Danone werde sich aus seinem Geschäft mit Milchprodukten und pflanzlichen Produkten zurückziehen und nur das Geschäft mit Säuglingsnahrung aufrechterhalten.

Der Schritt könne zu Abschreibungen in Höhe von einer Milliarde Euro führen, hieß es damals. Nun teilte Danone mit, die russische Entscheidung werde "keine Auswirkungen auf die Finanzziele" des Unternehmens für das Jahr 2023 haben.

Carlsberg-Tochter Baltika stand kurz vor Verkauf

Die Carlsberg-Tochter Baltika ist ein führendes Brauereiunternehmen in Russland mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent. Carlsberg hatte im Juni verkündet, einen Käufer für seine Tätigkeiten in Russland gefunden zu haben, ohne einen Namen zu nennen. "Nach dem Präsidentendekret sind die Aussichten für diesen Verkaufsprozess nun äußerst ungewiss", teilte Carlsberg am Sonntag mit. Der dänische Brauereikonzern sei von den russischen Behörden nicht über das Präsidentendekret informiert worden.

Ende März 2022 hatte die Carlsberg-Gruppe angekündigt, Produktion und Verkauf in Russland einzustellen. Die Tochtergesellschaft Baltika sollte jedoch als eigenständiges Unternehmen weiterarbeiten, um die 8.400 Mitarbeiter in Russland zu unterstützen.

Eine ganze Reihe westlicher Firmen zog sich seit dem Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 aus Russland zurück.