Verbraucherzentrale deckt auf: Schlechtere Lebensmittelqualität bei steigenden Preisen
Lebensmittel werden weiterhin teurer. Aber werden sie jetzt auch schlechter? Wie die Lebensmittelindustrie ihre Gewinnmarge verdoppelt.
Hamburg – Verbraucher müssen beim Einkaufen weiterhin tief in die Tasche greifen. Extreme Inflation und steigende Energiekosten bereitet den Menschen nach wie vor große Sorgen. Besonders bei den Lebensmitteln dreht sich die Preisspirale weiter nach oben.
Alles wird teurer und immer mehr Menschen geben an, dass sie angesichts der steigenden Lebensmittelpreise bei ihren Einkäufen sparen müssen. Das ergab eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung. Gerade für Menschen mit geringem Einkommen stellen die steigenden Lebensmittelpreise ein großes Problem dar. Für viele bedeutet das Verzicht. Rund 52 Prozent der Erwerbspersonen in Deutschland mit einem relativ niedrigen Haushaltseinkommen sehen sich folglich genötigt, den Einkauf von Lebensmitteln einzuschränken. Es gibt aber Tipps, wie Sie beim Einkaufen effektiv Geld sparen können und Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun.
„Skimpflation“: Steigende Preise, aber sinkende Qualität bei Lebensmitteln
Doch nun scheint sich neben den steigenden Lebensmittelpreisen auch die Qualität der Lebensmittelprodukte zu verschlechtern. Wie die Verbraucherzentrale Hamburg berichtet, spart die Lebensmittelindustrie neuerdings an wertvollen Zutaten. So werden beispielsweise Rahm, Rapsöl oder auch Marzipan durch günstigere Alternativen, Füllstoffe oder Aromen ersetzt.
Die Verbraucherschützer nennen dieses Phänomen „Skimpflation“. Das englische Wort „skimp“ heißt „knausern“ oder „einsparen“ und meint damit nicht den versteckten Preisanstieg, sondern die sinkende Qualität. Der Verdacht: Unternehmen wollen dadurch ihre Kosten einsparen und ihre Gewinnmarge erhöhen.
Verbraucherzentrale: Bei diesen Lebensmittelprodukten hat sich die Qualität verschlechtert
In den letzten Monaten seien nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg verstärkt Beschwerden zu verschlechterten Rezepturen bei Lebensmitteln eingegangen, weshalb sie alte und neue Rezeptur ausgewählter Produkte miteinander verglichen. Das Ergebnis dürfte überraschen.
Bei folgenden Produkten hat sich die Qualität verschlechtert:
- „Mischstreichfett Kaergarden Ungesalzen“ von Arla: Arla spart hier die Butter und das Rapsöl ein und ersetzt diese beiden Zutaten durch Wasser.
- „Schokolade Amandes von Moser Roth“: Aldi Nord reduziert bei seiner gefüllten Schokolade das Marzipan – der Anteil schrumpft von 45 auf 38 Prozent.
- „Cini Minis“ von Nestlé: Neben Nestlé verwenden auch viele weitere Hersteller immer noch Palm- statt Sonnenblumenöl, zum Nachteil der Verbraucher, denn Palmöl besteht zu einem größeren Teil aus gesättigten Fettsäuren als Sonnenblumenöl und enthält häufiger unerwünschte Fettschadstoffe.
- „Griddies“ von Agrarfrost: Auch hier wird noch Palmöl benutzt.
- Apfelschorle von Adelholzener Alpenquellen: Hier sind 5 Prozent weniger Apfelsaft in der Schorle.
- „Rahmspinat mit frischer Sahne“ von Penny Markt: Auch hier wird um 21 Prozent Spinat gespart, stattdessen über 10 Prozent Wasser zugesetzt und etwas mehr Sahne enthalten.
- Markus Kaffee Gold von Aldi Nord: Anteil der Arabica Kaffeebohnen ist neuerdings unklar. Teilweise kann Arabica- Kaffee durch Robusta ersetzt sein. Dieser ist auf dem Weltmarkt deutlich günstiger als Arabica.
- Edeka Gut & Günstig Vanille Eis: Schlagsahne wurde durch Kokosfett ersetzt.
- „Brunch Brotaufstrich“ von Edelweiß GmbH: Statt Rahm wird mehr Magermilchjoghurt verwendet. Auch eine Rezepturänderung wurde vorgenommen: statt Speisegelatine nun Agar-Agar und Pektin als Verdickungsmittel.
- „Asbach Uralt Weinbrand“: Der Weinbrand enthält weniger Alkohol, von 38 Prozent auf 36 Prozent reduziert.
- Quelle: Verbraucherzentrale Hamburg
In welchem Ausmaß „Skimpflation“ von Herstellern angewendet wird, ist laut Verbraucherschützern nicht bekannt. „Verbesserte“ oder „Neue Rezeptur“ können ein hilfreiches Indiz sein. Die Hersteller verweisen bei Anfragen meist auf „Verbraucherwünsche“ oder „Geschmackspräferenzen vieler Konsumenten“, so die Verbraucherschützer.
Versteckte Preiserhöhungen – mit welchen Tricks die Hersteller ihren Gewinn noch steigern
Eine Umfrage des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) zeigte, dass im vergangenen Jahr immer weniger Menschen in der Lage waren, sich mindestens jeden zweiten Tag eine ausgewogene Mahlzeit zu leisten. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter häufen sich vermehrt Beschwerden verärgerter Kunden. So wird immer wieder über grausige Ekelfunde und überteuerte Lebensmittelprodukte geschimpft. Eine Kaufland-Kundin entdeckte kürzlich eine eklige Überraschung in ihrer Käsepackung und ein Erdbeer-Preis schockierte einen Rewe-Kunden dermaßen, dass er von einer Abzocke sprach.
Auch diverse Mogelpackungen sorgen regelmäßig für einen Aufreger. Dabei stellen Kunden häufig fest, dass sie für den gleichen Preis weniger Inhalt bekommen. Verbraucherschützer nennen eine solche versteckte Preiserhöhung „Shrinkflation“. „Größe und Aufmachung der Produktverpackung sind unverändert, sodass die Menschen die indirekte Preissteigerung gar nicht oder erst beim Öffnen wahrnehmen. Das ist nicht fair“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. (Vivian Werg)
Verbraucherzentrale deckt auf: Qualität von Lebensmitteln verschlechtert sich zu steigenden Preisen - hna.de
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