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SPIEGEL: China steckt in der Deflation fest, die US-Ratingagentur Moody’s hat den Ausblick für die Kreditwürdigkeit der Volksrepublik gesenkt. Was ist da los?
Walk: Die Führung in Peking hatte gehofft, dass die Konjunktur nach dem Ende des Lockdowns zu Beginn dieses Jahres richtig anziehen wird, doch das war nur im ersten Quartal der Fall. Nominal wächst Chinas Wirtschaft kaum noch.
Edgar Walk, 51, ist Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management.
SPIEGEL: Wieso?
Walk: Weil die Immobilienbranche schwächelt. Sie macht 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, dadurch geht es gleich der gesamten Wirtschaft schlecht. Peking versucht zwar, den aufgeblähten Immobiliensektor kontrolliert zu schrumpfen, aber das ist nicht so einfach. Zudem sind private Investoren und Konsumenten enorm verunsichert und halten sich zurück. Ein Grund sind die starken regulatorischen Eingriffe, vor allem in der Technologiebranche.
Strategen des Terrors
Am 7. Oktober haben Terroristen der Hamas die hochmodernen Grenzanlagen zum Gazastreifen überrannt, 1200 Menschen ermordet und dem jüdischen Staat ein Trauma zugefügt. Wie die Terrororganisation entstand, wie sie ihre Macht ausbaute – und wie Israel sie jetzt zerstören will.
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SPIEGEL: Weil das Regime immer mal wieder Unternehmer aus dem Verkehr zieht, mutmaßlich, um sie zu maßregeln?
Walk: Ich weiß es nicht. Aber denken Sie nur daran, dass die Regierung 2021 völlig überraschend den Markt für private Nachhilfe zerschlagen hat. Es gab viele börsennotierte Anbieter, deren Geschäft boomte, weil es für Chinesen lebenswichtig ist, auf die richtigen Schulen und Universitäten zu kommen. Damit war von einem Tag auf den anderen Schluss. So etwas verunsichert.
SPIEGEL: Was wird Peking tun?
Walk: Das Regime kontrolliert die Notenpresse und hängt nicht von ausländischen Investitionen ab, es hat also alle Möglichkeiten. Die große Schwäche ist der private Konsum. Und da gibt es große Vorbehalte in der Kommunistischen Partei, ob es sinnvoll ist, die Binnennachfrage zu stimulieren. Kritiker sagen, das sei Geldverschwendung und wollen lieber in Infrastruktur oder Technologie investieren. Der Kampf wird gerade ausgefochten.
SPIEGEL: Was heißt das für den Westen?
Walk: Durch die Deflation in China werden Exportprodukte von dort für uns billiger. Das hilft uns sehr im Kampf gegen die Inflation. Nicht so gut ist, dass Chinas Banken gerade enorm viele Kredite ausreichen, um Industriekapazitäten aufzubauen, etwa im Maschinenbau oder bei erneuerbaren Energien. Chinas Unternehmen werden so gepäppelt, sie können ihre Produkte im Ausland günstig anbieten. Deutschen Firmen haben das Nachsehen, vor allem die Autobauer.
Wirtschaft in China: Darum werden Produkte in Deutschland gerade billiger - DER SPIEGEL
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