Christian Lindner in Davos: Deutschland, ein »kranker Mann«? Nein, ein müder Mann mit Kaffee, sagt Lindner - DER SPIEGEL

Christian Lindner in Davos: »Und jetzt haben wir eine gute Tasse Kaffee«

Foto: Hannes P Albert / picture alliance / dpa

Ob Deutschland »wieder einmal der kranke Mann Europas« sei, fragte der britische »Economist« vergangenen August in der Schlagzeile über einem Artikel und hängte in einer Illustration symbolisch ein Ampelmännchen an einen Tropf . Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hält solche Darstellungen von Deutschland im europäischen Ausland für nicht passend. »Deutschland ist nicht der kranke Mann«, sagte Lindner bei einer Podiumsdiskussion auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos.

Das Land habe nach einer erfolgreichen Phase seit 2012 eine Phase der Krise durchgemacht. Sinnbildlich sagte Lindner: »Deutschland ist ein müder Mann nach einer kurzen Nacht.«

Die schlechten Konjunkturaussichten seien auch ein »Weckruf«: »Und jetzt haben wir eine gute Tasse Kaffee, das heißt, Strukturreformen, und dann werden wir wirtschaftlich weiter erfolgreich sein.«

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Lindner verwies auf die Herausforderungen nach dem Gaslieferstopp aus Russland. »Wir mussten die deutsche Energieinfrastruktur und -versorgung in den vergangenen 18 Monaten neu erfinden«, sagte der Minister in der Diskussionsrunde auf Englisch. Deshalb gebe es nun nicht die beste Wachstumsperspektive, »aber unsere Wirtschaft hat Widerstandsfähigkeit gezeigt«.

Nun müsse Deutschland seine »Hausaufgaben« machen – wie andere »mit ähnlichen Herausforderungen auch«, fügte der Finanzminister an.

Die deutsche Wirtschaft hatte sich im vergangenen Jahr auch im EU-Vergleich schlecht entwickelt. Länder wie Frankreich und Spanien verzeichneten einen stärkeren Anstieg der Wirtschaftsleistung, während sie in Deutschland um 0,3 Prozent abnahm. Für 2024 erwarten deutsche Wirtschaftsinstitute ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Höhe von 0,6 bis 0,9 Prozent.

Vor allem in englischsprachigen Medien war Deutschland deshalb zuletzt wiederholt als »kranker Mann Europas« bezeichnet worden. Dieser Ausdruck stammt aus den späten Neunzigerjahren. Nach der Wiedervereinigung litt die Bundesrepublik unter schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit.

kko/AFP

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