Die EU-Kommission hat Apple auf eine Beschwerde des Konkurrenten Spotify hin den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung bei Musik-Streamingdiensten vorgeworfen. Die europäische Wettbewerbsaufsicht sei nach vorläufiger Einschätzung der Meinung, dass Apple in Europa den Wettbewerb zum Nachteil von Konkurrenten und Kunden stört, erklärte die Behörde am Freitag in Brüssel.
»Durch strikte Regeln im App Store zum Nachteil konkurrierender Musik-Streamingdienste nimmt Apple den Nutzern die Wahl, billigere Dienste zu nutzen«, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. So beanstandet die Kommission in ihrem Beschwerdeschreiben an Apple, dass Konkurrenten hohe Gebühren auf jede Transaktion im App Store zahlen müssen.
Musikstreaming-Marktführer Spotify, der mit Apple Music konkurriert, findet es unfair, dass für Apple beim gleichen Abopreis wegen der App-Store-Abgabe mehr Geld übrigbliebe.
Aboverkauf an Apple vorbei
Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die meisten Streaming-Anbieter die Gebühr in Form höherer Preise an ihre Kunden weiterreichten. Spotify etwa bot eine Zeit lang seine Abos in der iPhone-App für 12,99 Euro statt 9,99 Euro pro Monat an. Schon vor einigen Jahren ging der Dienst aber dazu über, iPhone-Kunden das Abonnement stattdessen über seine Website zu verkaufen, um der Gebühr zu entgehen. Auch der Videostreaming-Dienst Netflix geht diesen Weg.
Bei diesem Modell kommt aus Sicht der Kommission ein zweiter Wettbewerbsverstoß zum Tragen: Die Anbieter dürften in ihren Apps keine Links zu Websites einbauen, auf denen man die Abos an Apple vorbei kaufen kann.
Apple kontert, es würde zum Beispiel auch kein Elektronikmarkt Werbung eines Konkurrenten neben den eigenen Preisschildern zulassen. Der iPhone-Konzern verweist auch darauf, dass Spotify seit dem Ausstieg aus In-App-Käufen 2016 mehr als 100 Millionen Abokunden gewonnen habe. Außerdem gebe Spotify die Senkung der Gebühr, die nach einem Jahr von 30 auf 15 Prozent fällt, nicht an die Kunden weiter.
Es könnte für Apple teuer werden
Die Mitteilung der EU ist eine Vorstufe zu einer Kartellstrafe, die bis zu zehn Prozent des relevanten Jahresumsatzes betragen kann. Die EU-Kommission war wegen einer Beschwerde des Musik-Streamingdienstes Spotify vor zwei Jahren aktiv geworden.
Das Verfahren ist eines von vier der EU-Wettbewerbshüterin gegen Apple, die im Juni letzten Jahres eröffnet worden waren. Die Kommission untersucht außerdem Regeln im App-Store für konkurrierende Apps, E-Books und Hörbücher sowie die Konditionen der Bezahlfunktion Apple Pay. Der US-Konzern hat jetzt Gelegenheit, zu der Beschwerde Stellung zu nehmen und Konzessionen einzuräumen. Erst danach fällt die Entscheidung über eine Geldbuße.
Musikstreaming: Apple droht EU-Kartellstrafe - DER SPIEGEL
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