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Saturday, May 29, 2021

F-150 Lightning: Das neue Ford-Flaggschiff ist eine Attacke auf Tesla - WELT

Er ist groß, laut und schwer – und seit 44 Jahren Amerikas meistverkauftes Automobil: Der Ford F-150. Rund 787.000 Wagen des mehr als sechs Meter langen Modells mit bis zu drei Tonnen Gewicht verkaufte Ford im vergangenen Jahr, trotz Corona-Krise und trotz eines Modellwechsels im Sommer. Das ist mehr als die gesamte Marke Opel, die nur 633.000 Wagen absetzen konnte. Zu besseren Zeiten kam der F-150 auch schon auf mehr als eine Million Verkäufe pro Jahr.

Diese Dominanz im Heimatmarkt will der Konzern aus Dearborn bei Detroit (Michigan) auch in der neuen Ära der Elektromobilität behalten. Deswegen bekommt der Truck Anfang kommenden Jahres einen elektrischen Zwilling, den F-150 Lightning.

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Der Wagen dürfte das Zeug dazu haben, zum neuen Flaggschiff des Ford-Konzerns zu werden. Mit ihm beginnt Konzernchef Jim Farley den längst überfälligen Schritt zur Elektrifizierung des Konzerns. Wie General Motors, Volkswagen und andere Riesen der alten Automobilwelt bekennt auch er sich jetzt klar zu der neuen Antriebsform. Das machte Farley gerade auf einer Investorenveranstaltung deutlich.

30 Milliarden Dollar will er in den kommenden Jahren in neue E-Modelle und die Entwicklung von Batterie- und Antriebstechnik investieren, kündigte er dort an. Bisher waren 22 Milliarden vorgesehen. Dass er mit Superlativen nicht sparte, führte an der Börse zu einem enormen Kurssprung der Ford-Aktie. „Das ist unsere größte Chance für Wachstum und Wertschöpfung, seit Henry Ford mit dem Model T begann“, sagte Farley.

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Neben dem elektrischen F-150 setzt der Konzern bei seinem Spätstart in die neue Zeit auf zwei weitere bewährte Namen. Im Pkw-Bereich ist das der Mustang Mach-E, ein kleiner SUV, der mit dem legendären Sportwagen außer dem Namen vor allem die Beschleunigung gemein hat.

Das 480-PS-Auto schafft es laut Hersteller in 3,7 Sekunden von 0 auf 100 Kilometer. Die Batteriereichweite soll laut Ford in Europa bis zu 610 Kilometer betragen und der Akku an Schnelladesäulen in zehn Minuten Strom für 119 weitere Kilometer ziehen können. In Deutschland kann man den Wagen bereits bestellen. Der Listenpreis ab 46.900 Euro liegt ziemlich genau 10.000 Euro über dem ID.4 und 10.000 Euro unter dem Model Y.

Neue Sparte für Gewerbekunden

Das dritte elektrifizierte Modell ist der Transporterklassiker Ford Transit. Ihn bringt der Hersteller Ende des Jahres in einer Batterieversion auf den Markt. Aus Perspektive der Manager soll der E-Transit das Zugpferd einer neuen Konzerntochter, Ford Pro, werden, die sich auf Firmenkunden und Kunden aus dem Staatssektor konzentrieren soll.

Bisher machten solche Kunden rund 27 Milliarden Dollar am Gesamtumsatz von im vergangenen Jahr 127 Milliarden Dollar aus, sagte Farley. Bis 2025 sollte dieser Wert auf 45 Milliarden Dollar steigen.

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Nicht nur dieser Umbau erinnert sehr an die Strategie anderer etablierter Automobilkonzerne. Bei Volkswagen werden Transporter seit 1995 unter der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge geführt, auch die Stellantis-Tochter Fiat hat eine eigene Sparte für diesen Bereich.

Auch der Ansatz, die bisherigen Erfolgsmodelle zu elektrifizieren, ist nicht gerade originell. Den e-Golf verkauft Volkswagen seit 2014. Inzwischen gibt es ihn nicht mehr als Neuwagen, dafür aber seinen elektrischen Nachfolger ID.3, der ihm technisch in vielerlei Beziehungen überlegen ist.

Zum ID.3 hat Ford eine spezielle Verbindung. Weil der Konzern die Entwicklung der Elektrotechnologie derart lange verschlafen hat, nutzt er künftig in Europa die Plattform des Konkurrenten Volkswagen, um darauf in Lizenz eigene Kompaktwagen zu bauen. Die Autos auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) sollen im Kölner Ford-Werk ab 2023 produziert werden.

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Die wesentlichen Komponenten dafür liefert Volkswagen. Wie es mit der Elektrifizierung in den anderen Ford-Werken in Europa weitergeht, will der Konzern erst im kommenden Jahr entscheiden. Sicher ist, dass die Manager in Michigan nicht weiterhin nur Verluste im Ausland einstecken wollen.

In den vergangenen drei Jahren habe man jeweils zwei Milliarden Dollar Verlust außerhalb der USA gemacht, sagte Farley. Das habe sich im ersten Quartal 2021 immerhin in einen Gewinn von 500 Millionen Dollar gedreht. Perspektivisch solle das Europa-Geschäft eine Marge von sechs Prozent erzielen, im Kernmarkt USA wolle man zehn Prozent Marge erwirtschaften.

Der F-150 Lightning wird Teslas Cybertruck auf Distanz halten

Dazu soll der F-150 Lightning beitragen. Der Truck kommt gerade rechtzeitig, um mehrere neue Konkurrenten auf Distanz zu halten – oder ihnen zumindest das Leben sehr schwer zu machen. Neben den Start-ups Rivian und Lordstown, die beide Elektro-Pick-ups angeküdigt haben, ist das vor allem Tesla.

Dessen Gründer Elon Musk setzt große Hoffnungen auf seinen futuristischen Cybertruck. Die Produktion des Fahrzeugs soll Ende des Jahres in der neuen Fabrik in Texas beginnen, in den USA nimmt Tesla bereits Bestellungen an. Nun könnte ihm Ford mit seinem gewaltigen Vertriebssystem einen Strich durch die Rechnung machen.

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Bei den technischen Daten schlägt der elektrische F-150 den Cybertruck in mehreren Kategorien. Das „Autoquartett“, mit dem Tesla seine Konkurrenten bisher oft auf Abstand gehalten hat, beherrschen sie auch in Michigan. Ford verspricht eine Batteriereichweite von 300 Meilen (482 Kilometer), Tesla gibt sie mit 250 Meilen an. Die Anhängelast bei Ford soll mit 4,5 Tonnen mehr als eine Tonne über der des Cybertruck liegen. Den Einstiegspreis setzt Ford genau wie Tesla auf knapp unter 40.000 Euro.

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Auch in allen anderen Bereichen, die derzeit als Zukunftsfelder der Branche gelten, legt Ford-Chef Farley nach. Der Konzern baut gemeinsam mit SK Innovation aus Südkorea zwei Batteriezellwerke in den USA. Mit dem Start-up Solid Power entwickelt er Festköper-Batteriezellen – eine Technologie, die in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu einem Entwicklungssprung bei E-Autos führen soll.

400 Liter Stauraum unter der Haube und Notstromversorgung

Außerdem investiert Ford massiv in Software, Vernetzung und digitale Dienste. Im F-150 und anderen Modellen werden die Fahrer bald einen Autopiloten auf dem Highway nutzen können, bei dem sie die Hände vom Lenkrad nehmen können. Ähnliches hat auch GM in Angebot.

Ob die Kunden des Unternehmens tatsächlich zügig vom Spritschlucker F-150 auf die neue Batterieversion umsteigen werden? Immerhin hat Ford eigenen Angaben zufolge bereits in der ersten Woche 70.000 Bestellungen für den Wagen entgegengenommen.

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Für manchen Kunden könnte unter anderem der zusätzliche 400-Liter-Kofferraum unter der bisherigen Motorhaube attraktiv sein. Einen großen Motor braucht das Auto ja nicht mehr. Dort sind auch vier Steckdosen zu finden mit 2,4 Kilowatt Leistung – bei Ford wirbt man damit, dass beispielsweise Handwerker auf Baustellen damit ihre Geräte betreiben können oder der Wagen als Notstromversorgung für einen Haushalt verwendet wird.

Bis 2030 sollen 40 Prozent aller Fahrzeuge des Konzerns als reine E-Autos verkauft werden. Einen Ausstiegstermin aus dem Verbrenner, wie Konkurrent GM im Jahr 2035, setzt sich das Unternehmen aber nicht.

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