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Friday, September 17, 2021

Maschinenbau und Co.: Ende des Aufschwungs? Jetzt droht die Negativwende - WELT

Ernste Versorgungsprobleme bremsen Deutschlands Maschinenbauer aus. Laut einer aktuellen Blitzumfrage des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) melden 81 Prozent der Unternehmen merkliche oder gravierende Beeinträchtigungen ihrer Lieferketten. Das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020.

Und Probleme mit der Logistik und Transportabwicklung kommen noch dazu – laut Umfrage bei nahezu zwei von drei Maschinenbau-Firmen. „Trotz guter Auftragslage ist Vorsicht geboten“, sagt daher VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Zwar bekräftigt sein Verband weiterhin die Prognose für das laufende Jahr mit einem Produktionsplus in Höhe von zehn Prozent auf dann 223 Milliarden Euro. 2022 soll sich das Wachstum dann aber trotz anhaltendem Nachholbedarf deutlich reduzieren auf nur noch fünf Prozent.

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Denn die Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten keine Entspannung bei Materialversorgung und Logistik, wie es in der Umfrage heißt. Im Gegenteil: 40 Prozent der befragten Maschinenbauer rechnen sogar mit nochmals zunehmenden Problemen und weitere 52 Prozent mit zumindest gleichbleibenden Herausforderungen, berichtet Wiechers. „Zwischenzeitliche Hoffnungen auf ein noch höheres Wachstum werden sich daher aller Voraussicht nach nicht erfüllen.“

In einigen Fachzweigen der breit gefächerten Branche mit über einer Million Beschäftigten gebe es längst erste Anzeichen für ein geringeres Expansionstempo, sagt Wiechers. „Andere kommen jetzt erst richtig in Schwung, müssen aber wegen der zahlreichen Engpässe Abstriche bei ihren Produktionsplänen machen.“

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Knapp sind vor allem Elektronikbauteile und -komponenten, zeigt die VDMA-Umfrage. Immerhin 46 Prozent der befragten Unternehmen haben in diesem Bereich gravierende Versorgungsprobleme, weitere 36 Prozent merkliche Nöte. Schwierig ist die Lage zudem bei Metallen und Metallerzeugnissen sowie bei Kunststoffen und Gummi.

Neun von zehn Unternehmen können daher weniger produzieren und damit umsetzen als derzeit möglich wäre, meldet der VDMA. 44 Prozent der rund 600 Umfrageteilnehmer rechnen mit bis zu fünf Prozentpunkten weniger Umsatzwachstum, weitere 28 Prozent sogar mit einem Abschlag von fünf bis zehn Prozentpunkten.

DIW senkt Konjunkturprognose

Zwar werden nach Einschätzung des VDMA immer noch 90 Prozent der Branchenbetriebe das laufende Jahr mit einem Umsatzplus abschließen. Die Lage könnte aber noch weit besser sein. Und das nicht nur im Maschinen- und Anlagenbau. Auch etliche andere Wirtschaftsbereiche entwickeln sich mittlerweile teils deutlich unter Plan. Dabei hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) noch im Juni erklärt, das Schlimmste sei überstanden, auch dank umfangreicher Staatshilfen.

Gleichzeitig hielt Bundesbankpräsident Jens Weidmann sogar eine Wirtschaftsleistung auf Vorkrisenniveau noch in diesem Sommer für möglich. Nun aber kristallisiert sich heraus: Der Aufschwung in Deutschland steckt fest – und das noch bevor sich die Wirtschaft hierzulande vom Einbruch durch die Corona-Krise erholt hat.

Das jedenfalls zeigen die Daten verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute. Der ifo-Geschäftsklimaindex etwa, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft wiedergibt, ist zuletzt zwei Monate in Folge gesunken. Die befragten Industrieunternehmen bewerten ihre Lage und Erwartungen mittlerweile sogar so schlecht wie zuletzt zu Beginn der Industrierezession im Jahr 2018.

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Zumal auch das Exportgeschäft deutlich an Dynamik verloren hat, wie das ifo-Institut in seinem Lagebericht schreibt. Zurückhaltend zeigt sich auch das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). „Produktionsengpässe verzögern Erholung“ steht über dessen jüngstem Konjunkturbericht.

„Ein Risiko für die Konjunktur ergibt sich aus der engen Einbindung des deutschen Verarbeitenden Gewerbes in die internationalen Wertschöpfungsketten“, heißt es weiter. Und das schwer einzuschätzen sei, wann die derzeitigen Störungen behoben sein werden.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt sich in dieser Frage derart pessimistisch, dass es nun seine Konjunkturprognose drastisch gesenkt hat: Laut den Ökonomen aus Berlin wächst das Bruttoinlandsprodukt 2021 nur noch um 2,1 Prozent statt wie zuletzt noch vorhergesagt um 3,2 Prozent. „Die deutsche Wirtschaft windet sich nur sehr langsam aus der Pandemie“, begründen die DIW-Experten.

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Trotz hoher Nachfrage sei die Produktion aufgrund der Lieferengpässe ins Stocken geraten. „Und auch die Dienstleistungsbranche schwächelt mit steigenden Infektionszahlen wieder.“ Dafür soll der Aufschwung dann aber im kommenden Jahr umso stärker ausfallen. Für 2022 jedenfalls setzt das DIW seine Wachstumsprognose von 4,3 auf 4,9 Prozent herauf. „Wenn sich die Lieferengpässe im kommenden Jahr auflösen, dürfte die Industrie durchstarten.“

Dafür allerdings benötigen die Firmen auch das entsprechende Personal. Das aber wird auch zunehmend zum Problem, etwa im Maschinenbau, der als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt. „Gebremst werden die Aktivitäten nicht nur auf der Zulieferseite, sondern auch durch spürbare Engpässe auf dem Arbeitsmarkt“, meldet VDMA-Chefvolkswirt Wiechers mit Verweis auf die aktuelle Blitzumfrage.

„Auffällig sind vermehrte Meldungen über einen Fachkräftemangel“, sagt der Experte. Immerhin 61 Prozent der befragten Betriebe würden von einem merklichen oder sogar gravierenden Engpass berichten. Und für die kommenden drei Monate sehen rund zwei Drittel keine Entspannung, dazu rechnen fast 30 Prozent sogar mit einer Verschärfung der ohnehin angespannten Situation.

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