Europas Autofahrer erwarten bei Elektroautos deutliche Technologiesprünge in den kommenden Monaten. Unter anderem deswegen zögern viele, auf den alternativen Antrieb umzusteigen. In einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens YouGov in Kooperation mit dem Center of Autmotive Management (CAM) gaben zwei von drei Befragten an, dass sie in den kommenden zwölf Monaten Verbesserungen bei der Reichweite der Batteriefahrzeuge erwarten, 60 Prozent rechnen mit der Verbesserung der öffentlichen Ladeinfrastruktur.
In Deutschland lagen die Werte jeweils leicht unter diesen Durchschnitten. YouGov stellte die Frage 4531 potenziellen Autokäufern in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Die Erwartungen der Kunden passen zu den Ankündigungen praktisch aller Hersteller, mehr und bessere Elektromodelle auf den Markt zu bringen.
Trotz verbreiteter Zweifel wächst insgesamt aber die Bereitschaft der Kunden, künftig E-Auto zu fahren. Das gilt vor allem für Bürger, die schon einmal in einem solchen Wagen saßen. So sagten 48 Prozent derjenigen, die schon einmal Kontakt mit der Technologie hatten, beispielsweise in einem Elektro-Taxi gefahren sind, sie „fühlen sich bereit, ein Elektroauto als mein nächstes Auto zu wählen“. In der Gruppe der Fahrer, die keine Erfahrungen mit Elektromobilität gemacht haben, betrug der Anteil in der Umfrage immerhin noch 30 Prozent.
Die Hoffnung auf eine bessere Technologie in den Autos spielt vor allem Herstellern in die Hände, die diese Innovationen liefern können. Welche Marken das sind, erhebt das CAM-Team um Stefan Bratzel regelmäßig. Unbestrittener Tabellenführer ihrer aktuellen Rangliste der Innovationsstärke bleibt: Tesla.
In die Analyse fließen ausschließlich Technologien ein, die in Serienmodellen verfügbar sind – und zwar rückblickend von 2012 bis zum ersten Halbjahr 2021. „Ein etwas längerer Zeitraum wurde gewählt, um auch die Pionier-Innovationen etwa von Tesla im Bereich der batterieelektrischen Antriebe mit einzubeziehen“, schreiben die CAM-Experten. Schwerpunkte dabei sind die Fortschritte bei Reichweite, Stromverbrauch und Ladeleistung. Hinter Tesla folgen mit Abstand auf Platz zwei die chinesische Marke BYD, danach Porsche, Audi und BMW. Nach Ansicht des CAM sind sie die „Fast Follower“ im Rennen um die Elektromobilität. Die Gruppe der „Follower“ führt die koreanische Marke Hyundai an (Rang 6), dahinter liegt Mercedes-Benz.
Betrachtet man nur das erste Halbjahr, dann führt BMW die Liste der Elektro-Innovatoren an. Die beiden neuen Fahrzeuge iX und i4 brachten dem Hersteller in der Rangliste 28,8 Punkte ein. Mercedes dagegen konnte mit seinem EQS und weiteren neuen Modellen nur 16,3 Innovationspunkte einsammeln – obwohl das Fahrzeug von vielen Experten als herausragend angesehen wird. Mehr Punkte gab es für den US-Konkurrenten Lucid, der mit dem Lucid Air ein vergleichbar teures Auto auf den Markt bringen will.
In der Oberklasse, die Mercedes und Lucid bedienen, spielt Nachhaltigkeit als Verkaufsargument inzwischen eine große Rolle. Luxus verknüpfen die Autokonzerne gern mit einem guten Gewissen für den Kunden. Bei der Elektromobilität nutzen sie das Öko-Argument aber auch in niedrigeren Preisgruppen. Jeder Verbrenner, der durch ein E-Auto ersetzt wird, sei ein Gewinn für die Umwelt, sagen Automanager.
Allein: In Deutschland ist der Schutz der Umwelt für E-Auto-Käufer ein weniger starker Anreiz als in den anderen großen europäischen Ländern. Das zeigt die YouGov-Umfrage. Nur 42 Prozent der Befragten in Deutschland gaben Umweltschutz als Beweggrund für den E-Kauf an. In Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien war der Anteil dieser Antwort deutlich höher. YouGov hat für die Studie nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Bürger in den fünf Ländern befragt, auf die spezifische Fragen nach den Beweggründen für einen E-Auto-Kauf antworteten 595 Befragte, die sich einen solchen Wagen anschaffen wollen.
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E-Autos: Drei deutsche Marken sind Tesla bei E-Innovationen auf den Fersen - WELT
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