Gut 2,62 Millionen Autos sind im vergangenen Jahr neu auf deutsche Straßen gekommen. Das waren zehn Prozent weniger als im ohnehin schon schwachen Jahr 2020, wie aktuelle Daten des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) zeigen. Im Vorkrisenjahr 2019 wurden in Deutschland rund 3,6 Millionen Pkw neu zugelassen.
Niedriger lagen die Neuzulassungen zuletzt vor der Wiedervereinigung. Im Jahr 1985 kamen 2,4 Millionen Pkw neu auf die Straßen Westdeutschlands.
»Statt einer Erholung nach dem Einbruch in der Coronakrise sanken die Neuzulassungen weiter ab«, sagte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbands der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK).
Grund für den anhaltenden Rückgang waren vor allem Lieferengpässe, insbesondere bei Elektronikbauteilen wie Halbleitern. »Die Kunden wollten Gas geben und mehr Autos kaufen. Aber die Hersteller konnten wegen der Produktionsengpässe nur teilweise liefern«, sagte Zirpel.
Dem Boom bei Elektroautos konnte der Rückgang allerdings kaum etwas anhaben. Von den 2,62 Millionen neuen Fahrzeugen waren laut KBA fast 356.000 vollelektrisch. Das waren rund 83 Prozent mehr als 2020 und entspricht einem Anteil an den Neuzulassungen von inzwischen rund 13,6 Prozent. Hybrid-Antriebe kamen laut KBA auf einen Anteil von fast 29 Prozent. Ihre Neuzulassungen legten um 43 Prozent auf fast 754.600 zu.
Die hohe Nachfrage nach Batteriefahrzeugen und die geringere Zahl an neuen Autos im vergangenen Jahr sind aus Sicht von Umweltschützern allerdings nur bedingt eine gute Nachricht fürs Klima. »Niemand darf die durch Chip-Mangel und wirtschaftliche Unsicherheiten gesunkene Zahl der Neuzulassungen mit einem Erfolg der Mobilitätswende verwechseln«, sagte Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup. »Obwohl die Zahl der E-Autos deutlich zulegt, läuft der Abschied vom klimaschädlichen Verbrenner noch längst nicht schnell genug.«
Mehr als jeder vierte Neuwagen ist ein SUV
Hinzu kommt, dass im vergangenen Jahr auch der Anteil von SUV an allen Neuzulassungen deutlich gestiegen ist. Mehr als jeder vierte Neuwagen war im vergangenen Jahr laut KBA ein SUV.
Um die Nachfrage von Elektrowagen weiter anzufachen, will die neue Bundesregierung sich stärker auf die Förderung von E-Fahrzeugen und den Ausbau der Ladeinfrastruktur konzentrieren. Allerdings warnt das Umweltbundesamt (UBA) auch bei den reinen Elektroautos davor, diese als Allheilmittel zu betrachten. »Eine nachhaltige Verkehrswende gelingt nur, wenn der Fokus auch auf Vermeidung und Verlagerung gelegt wird«, heißt es in einer früheren Untersuchung des UBA zur Umweltfreundlichkeit von Elektroautos. »Das entspricht auch dem Bild der lebenswerten Stadt mit einem attraktiven öffentlichen Personennahverkehr, mehr Rad- und Fußverkehr und kurzen Wegen zwischen Arbeiten, Wohnen und Versorgung.«
Der VDIK geht unterdessen davon aus, dass sich der Automarkt im gerade begonnenen Jahr erholen wird. Der Verband rechnete Anfang Dezember mit etwa drei Millionen neuen Pkw für das Jahr 2022, ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Voraussetzung sei aber, dass sich die Lieferengpässe normalisierten und die sehr hohen Auftragsbestände bei den Herstellern abgearbeitet werden könnten.
Das Beratungsunternehmen EY hält das für unwahrscheinlich. »Der Chipmangel wird auch 2022 für erhebliche Produktionseinbußen sorgen; die erhoffte Markterholung rückt in immer weitere Ferne«, teilte EY auf Basis einer eigenen Analyse mit.
Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts: Automarkt bricht 2021 weiter ein - DER SPIEGEL
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