Kein Lieferstopp erwartet : Uniper besorgt wegen Stopp von Nord Stream 2
Düsseldorf Dem Düsseldorfer Energiekonzern Uniper droht eine hohe Abschreibung, wenn die Ostsee-Pipeline endgültig scheitert. Zugleich marschiert der finnische Großaktionär durch: Für die Aktionäre gibt es nur noch eine Mini-Dividende.
Zunächst hat Kanzler Olaf Scholz (SPD) nur das Zertifizierungsverfahren für Nord Stream 2 gestoppt. Doch er deutete bereits an, dass die umstrittene Ostsee-Pipeline womöglich nie Gas nach Mecklenburg-Vorpommern liefern darf: Er würde nicht darauf wetten, dass Nord Stream 2 noch ans Netz gehe, sagte Scholz am Dienstagabend. Das sind schlechte Nachrichten für den Düsseldorfer Energiekonzern Uniper, der als Finanzinvestor fast eine Milliarde Euro bei Nord Stream 2 im Feuer hat. „Wir prüfen derzeit die Auswirkungen der Entscheidung für Uniper, einschließlich möglicher Wertminderungen“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach.
Er zeigte sich sehr besorgt: „Die Situation an der russisch-ukrainischen Grenze lässt uns bei Uniper zutiefst verunsichert zurück.“ Tausende Uniper-Kollegen arbeiteten jeden Tag hart für den Konzern, entweder in Russland selbst oder in langjährigen Beziehungen zu russischen Partnern, die mehr als 50 Jahre zurückreichten. Maubach hofft, dass die Pipeline am Ende doch noch starten kann: „Wir setzen darauf, dass es zu einer diplomatischen Lösung kommt, der Zertifizierungsprozess wieder aufgenommen wird und Nord Stream 2 in Betrieb geht.“
An der Pipeline sind auch die westlichen Unternehmen Shell, Wintershall Dea, Engie und OMV als Finanzinvestoren beteiligt. OMV hatte bereits erklärt, man sehe derzeit keinen Abschreibungsbedarf. Insgesamt kostet die Pipeline 9,5 Milliarden Euro, Eigentümer ist der russische Konzern Gazprom. Maubach bekräftigte: „Gazprom war in den 50 Jahren unserer Partnerschaft immer ein zuverlässiger Partner, der seine Zusagen gehalten hat.“
Uniper fürchtet aber nicht nur die Sanktionen, sondern auch die Folgen für Energiemärkte, sollte es zu Unterbrechungen der russischen Gaslieferungen kommen: „Je nach Situation könnte Uniper gezwungen sein, Gas zu höheren Marktpreisen zu beschaffen, um die Versorgungssicherheit für unsere Kunden zu gewährleisten“, so Maubach weiter. Er setzt auf das Prinzip Hoffnung: „Die jüngsten öffentlichen Äußerungen machen einen gewissen Mut: Man hat offenbar verstanden, dass die Aufrechterhaltung der Versorgung Europas im Interesse aller Seiten liegt“, sagte der Uniper-Chef.
Uniper gerät derweil immer stärker unter die Knute des finnischen Großaktionärs Fortum, der über 70 Prozent der Anteile hält. Jetzt darf der Düsseldorfer Konzern für 2021 nur noch eine Mini-Dividende von sieben Cent je Aktie ausschütten. So wenig gab es noch nie. Für 2020 hatte es noch satte 1,37 Cent gegeben. „Angesichts der geopolitischen Lage und der zunehmenden Dynamik der europäischen Energiewende legt Uniper einen stärkeren Fokus auf Liquidität und Investitionsfähigkeit, was sich in dem Dividendenvorschlag widerspiegelt und von Fortum unterstützt wird“, teilte Uniper knapp mit. Vor Monaten hatte es noch Krach um die Dividende gegeben. Nun hat sich Fortum durchgesetzt.
Klaus-Dieter Maubach versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „2021 war ein erfolgreiches, wenn auch turbulentes Jahr – insbesondere die extreme Preisentwicklung im Markt war eine große Herausforderung, die wir meistern konnten. Insgesamt haben wir wichtige Schritte zur Umsetzung unserer Strategie gemacht.“
Uniper profitierte als großer Händler von den gestiegenen Gaspreisen, das Pipeline-Gas bekommt er vielfach zu Festpreisen aus Russland. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte um 19 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Allerdings musste der Konzern wegen der stark gestiegenen Strom- und Gaspreise erhöhte Sicherungsleistungen erbringen müssen, wodurch unter dem Strich ein Verlust von 4,1 Milliarden Euro steht. Uniper hat bereits Staatshilfe beantragt: Die KfW will den Konzern bei der Hinterlegung der Sicherheitsleistungen mit einem Kredit von bis zu zwei Milliarden Euro unterstützen.
Spannend wird die Frage, ob Fortum den Düsseldorfern nun einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsbetrag auferlegt und die Düsseldorfer Zentrale mit ihren Tausenden Beschäftigten zu einer Filiale schrumpft. Fortum lässt sich hier weiter nicht in die Karten schauen. Es geht bei Uniper um 12.000 Mitarbeiter, über 2000 davon in Düsseldorf.
Nord Stream 2: Uniper prüft Auswirkung von Stopp - RP ONLINE
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