EY will sich unter dem Druck der Regulierungsbehörden in zwei Unternehmen aufspalten. Das angestammte Geschäft mit Abschlussprüfungen für Firmen soll weltweit vom Beratungsgeschäft getrennt werden, wie EY als erste der vier großen Wirtschaftsprüfungskonzerne mitteilte. Noch im Juni hatte EY derartige Pläne dementiert. Die 13.000 Partner, wie die Führungskräfte in der Branche heißen, sollen ab Ende dieses Jahres Land für Land über die Pläne abstimmen. Für die Branche wäre es der größte Umbruch seit dem Zusammenbruch von Arthur Andersen vor 20 Jahren, das über den Bilanzskandal bei Enron gestolpert war.
Aufsichtsbehörden beklagen, dass Bilanzprüfung, Steuerberatung und Unternehmensberatung aus einer Hand leicht zu Interessenkonflikten führen kann. Das britische Financial Reporting Council (FRC) hat die »Big Four« – außer EY zählen dazu KPMG, Deloitte und PricewaterhouseCoopers (PwC) – daher bereits vor zwei Jahren aufgefordert, ihr Geschäft mit der Bilanzprüfung bis Juni 2024 in Großbritannien als eigenständiges Unternehmen aufzustellen. Das FRC zog damit auch die Konsequenz aus Bilanzskandalen um die Baufirma Carillion und den Einzelhändler BHS. Die anderen drei großen Wirtschaftsprüfungskonzerne zieren sich bisher, sich aufzuspalten.
In Deutschland war EY zuletzt im Skandal um die Pleite von Wirecard unter Beschuss geraten. Dem langjährigen Bilanzprüfer des Zahlungsabwicklers war nicht aufgefallen, dass große Teile des Geschäfts offenbar nicht existierten. EY hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Im Mai hatte die Organisation aber erklärt, sie prüfe strategische Optionen, um die Qualität in der Abschlussprüfung zu verbessern. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte EY einem Bericht der »Financial Times« zufolge den Umsatz um 13,5 Prozent auf 45,4 Milliarden Dollar steigern.
Die Europäische Union versucht seit Jahren, die Branche stärker zu regulieren. Gesellschaften, die die Bilanzen eines Unternehmens prüfen, dürfen dieselbe Firma gleichzeitig nur eingeschränkt zu anderen Themen beraten. Das führt allerdings inzwischen dazu, dass große Unternehmen Schwierigkeiten haben, Bilanzprüfer zu finden, weil die Beratungsmandate für die »Big Four« zumeist lukrativer sind als die Abschlussprüfung.
EY: Wirtschaftsprüfungs-Konzern will sich aufspalten - DER SPIEGEL - DER SPIEGEL
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