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Thursday, September 8, 2022

Mercedes-Benz und Rivian: E-Van-Joint-Venture fast eingetütet - BILD

Flirt-Alarm auf dem E-Automarkt!

Zwei sehr ungleiche Partner gaben heute ihren künftig geplanten Beziehungsstatus bekannt: Auto-Dinosaurier Mercedes-Benz und das kalifornische Elektro-Start-up Rivian unterzeichneten die Absichtserklärung für eine strategische Partnerschaft. Das Ziel: die gemeinsame Fertigung von Elektro-Vans.

Mercedes ist Autofans seit Jahrzehnten ein Begriff, die Abteilung Mercedes-Benz Vans baut unter anderem den bekannten Sprinter (auch als Elektromodell eSprinter) sowie den kleineren Vito.

Und was hat es mit Rivian auf sich? Die kalifornischen E-Auto-Tüftler haben zwar bisher noch kaum Autos ausgeliefert, wurden aber beim Börsengang Ende 2021 sogar höher bewertet als Volkswagen – immerhin einer der weltgrößten Autohersteller.

Bisher ist das Rivian-Angebot noch ziemlich überschaubar. Für Aufsehen sorgen der Elektro-Pick-up R1T (Startpreis 73 000 Dollar, reservierbar) und das E-SUV R1S (Startpreis 78 000 Dollar, ebenfalls vorerst nur reservierbar).

Der Rivian R1T kommt mit Ladefläche

Der Rivian R1T kommt mit Ladefläche

Foto: Hauke Schrieber/AUTO BILD

Der R1S bietet mehr überdachten Raum

Der R1S bietet mehr überdachten Raum

Foto: Rivian

Große Klappe, viel dahinter: E-Auto-typischer Frontkofferraum („Frunk“)

Große Klappe, viel dahinter: E-Auto-typischer Frontkofferraum („Frunk“)

Foto: Hauke Schrieber/AUTO BILD

Das heißeste Eisen im Rivian-Angebot: ein Elektro-Van in zwei Größen (EDV500 und EDV700). Satte 100 000 Stück hat Versandgigant Amazon bestellt, in mehr als einem Dutzend US-Städten sind sie bereits im Einsatz. Wichtig: Amazon ist sogar mit mehr als einer Milliarde Dollar an Rivian beteiligt.

Amazon-Van von Rivian

Amazon-Van von Rivian

Foto: Rivian

In Europa hat Amazon übrigens bei Mercedes bestellt: 1200 eSprinter (hier im Bild), dazu 600 kleinere eVito

In Europa hat Amazon bei Mercedes bestellt: 1200 eSprinter (hier im Bild), dazu 600 kleinere eVito

Foto: Mercedes-Benz AG

Das planen die Hersteller

Die endgültigen Verträge zwischen den beiden Autobauern sind bisher zwar noch nicht unterschrieben, einige interne Details der Partnerschaft wurden aber schon verkündet:

Ein Joint Venture soll gegründet werden, dieses eine Fabrik in Europa bauen. Bereits in einigen Jahren sollen dort große Elektro-Transporter vom Band rollen. Allerdings nicht ein und das selbe Fahrzeug mit unterschiedlichem Logo, sondern markengetrennte Vans. Standort: ein bereits bestehendes Mercedes-Werk in Mittel- oder Osteuropa.

Derzeit nutzen Mercedes und Rivian noch eigene Plattformen für ihre Transporter. Um Kosten zu sparen und Produktionsanlagen gemeinsam zu nutzen, prüfen die Unternehmen „weitere Synergien“. Das könnte bedeuten, dass sie zukünftig eine gemeinsame Plattform nutzen wollen, aber auch dass zum Beispiel Bereiche wie der Einkauf stärker zusammenarbeiten.

Alles mit dem Ziel, die Kosten zu senken. Denn: Die Elektrifizierung der Nutzfahrzeuge ist wegen der großen Batterien teuer, die Kosten können nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Die Zusammenarbeit soll die Kosten für beide Partner senken, die Autos beim Kauf und im Unterhalt günstiger machen – besonders für gewerbliche Kunden ein wichtiger Faktor.

Derzeit nicht geplant, in Zukunft aber nicht ausgeschlossen: Rivian könnte Mercedes dabei helfen, wieder einen Pick-up ins Programm aufzunehmen. 2020 stellten die Stuttgarter die zusammen mit Renault/Nissan gebaute X-Klasse ein, mit Rivian-Hilfe und Elektro-Power könnte sie eine Wiedergeburt erleben.

Deutsche Standorte nicht gefährdet

Vorerst allerdings geht es darum, mit dem Joint Venture die Stärken beider Marken zusammenzulegen. Rivian verfügt über große Technologie-Kompetenz in Sachen E-Mobilität, Mercedes ist deutlich besser in Sachen Industrialisierung und Gesamtfahrzeugfertigung.

Denn: Rivian bringt in seinem Werk in Normal/Illinois die Produktion nicht richtig in Gang, baut aktuell nur einige Hundert Einheiten pro Woche. Zum Vergleich: Mercedes’ Sprinter-Werk in Düsseldorf kommt auf 150 000 Fahrzeuge pro Jahr.

Übrigens: Der Standort Düsseldorf steht, wie auch das Van-Werk im brandenburgischen Ludwigsfelde, trotz des geplanten neuen Standorts in Mittel- beziehungsweise Osteuropa nicht zur Disposition. Vielmehr sei das neue Werk nötig, um die Standorte in Deutschland erhalten zu können, erklärt Mercedes-Benz-Vans-Chef Mathias Geisen.

Das sagen die Bosse

„Ich freue mich sehr, dass wir in dieser Transformation nun mit Rivian zusammenarbeiten – einem hochdynamischen und inspirierenden Partner mit einer starken Technologieposition. Wir teilen Investitionen und Technologie, weil wir ein gemeinsames strategisches Ziel haben: die Elektrifizierung des Van-Markts mit nachhaltigen und technologisch überlegenen Produkten für unsere Kunden voranzutreiben“, so Geisen.

Rivian-Boss R. J. Scaringe ergänzt: „Rivian wurde gegründet, um den Abschied von fossilen Brennstoffen attraktiv zu gestalten. Wir freuen uns, bei diesem Vorhaben mit Mercedes-Benz zusammenzuarbeiten. Mercedes-Benz ist eines der bekanntesten und angesehensten Automobilunternehmen der Welt.“

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