Rechercher dans ce blog

Thursday, December 15, 2022

Dax-Kurs aktuell: Dax rutscht nach EZB-Zinsentscheid weiter ab – Experte: Stagflationsszenario wird wahrscheinlicher - Handelsblatt

Düsseldorf Der deutsche Aktienmarkt reagiert mit großer Nervosität auf das falkenhafte Verhalten der Europäischen Zentralbank. Der Dax schloss am Donnerstag 3,3 Prozent schwächer bei 13.986 Punkten. Dieses Niveau entspricht in etwa dem Tagestief. Insgesamt büßte das Börsenbarometer 474 Punkte ein, alle 40 Einzelwerte schlossen im Minus.

Auch andere Aktienindizes notierten im tiefroten Bereich: Der MDax verlor 2,3 Prozent, der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gar 3,5 Prozent und damit so viel wie seit neun Monaten nicht mehr. Auch an den US-Börsen herrscht schlechte Stimmung.

Die EZB hat die Zinsen im Euro-Raum um weitere 50 Basispunkte angehoben, was von den Märkten erwartet worden war. Doch die deutliche Ankündigung von Notenbankchefin Christine Lagarde, dass auch im neuen Jahr eine Reihe weiterer Erhöhungen folgt, ließ die Kurse weiter abstürzen. „Bis heute herrschte an den Börsen vorweihnachtliche Ruhe“, sagte Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners. „Die EZB hat dieser Ruhe jetzt ein jähes Ende gesetzt.“

Hinzu kommt, dass die Notenbank damit beginnt, ihre Bilanz abzubauen. Sie wird die Rückzahlungsbeträge aus fälligen Anleihen nicht vollständig reinvestieren, sondern entzieht dem Markt ab März 2023 Liquidität. Zunächst werden das 15 Milliarden pro Monat sein.

Top-Jobs des Tages

Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.

Doch die Emissionsvolumina werden aufgrund von Energiepreis-Hilfsprogrammen im kommenden Jahr hoch sein, die EZB steht dann aber nicht mehr als Käufer parat. Beispielsweise wird Deutschland im kommenden Jahr ein Rekordvolumen von 539 Milliarden Euro am Anleihenmarkt aufnehmen.

Am Anleihemarkt sind die Renditen nach dieser EZB-Entscheidung deutlich nach oben geklettert. Der Wert für eine zehnjährige Bundesanleihe lag am Abend bei 2,08 Prozent nach zuvor 1,94 Prozent. Die Rendite einer zweijährigen Bundesanleihe machte sofort einen Satz von 2,16 auf bis zu 2,40 Prozent.

Eine weitere schlechte Nachricht kommt von den aktualisierten EZB-Prognosen zu Wirtschaftswachstum und Inflation. Die EZB verschiebt die wirtschaftliche Erholung weiter in die Zukunft. Für 2023 rechnen die Währungshüter nur noch mit einem Mini-Wachstum von 0,5 Prozent.

Gleichzeitig erhöhen die Notenbanker ihre Inflationsprognosen für 2023 und 2024. „Damit wird das so gefürchtete Stagflationsszenario ein gutes Stück wahrscheinlicher“, meint Altmann.

>> Lesen Sie hier: Wie EZB-Präsidentin Lagarde die Entscheidungen der Notenbank begründet – die Pressekonferenz

Durch den Kursrückgang ist der Leitindex unter seine vierwöchige Handelsspanne gerutscht, die zwischen 14.584 Punkten auf der Ober- und 14.150 Zählern auf der Unterseite lag. Der Ausbruchsversuch am vergangenen Dienstag aufgrund rückläufiger US-Inflationszahlen war ohnehin gescheitert.

Nun gilt der Bereich knapp unter der Marke von 14.000 Zählern als nächste Unterstützung. Bei 13.948 Punkten liegt beispielsweise der Hochpunkte aus dem Börsenmonat August.

Am Markt herrscht eine schwierige Situation angesichts der Nachrichtenflut mit den Zinsentscheidungen der Notenbanken – am Vormittag hatten bereits die Schweizer Nationalbank den Leitzins verdoppelt und die Bank of England den Zinssatz ebenfalls angehoben – und dem großen Verfallstag am Freitag, Hexensabbat genannt.

Zudem sind es nur noch elf Handelstage bis zum Jahresende, ein vor allem für professionelle Vermögenverwalter wichtiger Termin. In den letzten Handelstagen eines Jahres kommt es meist zu einem sogenannten „Window Dressing“. Darunter verstehen Börsianer Käufe und Verkäufe von Aktien, die bis dato besonders gut beziehungsweise schlecht gelaufen sind, um in der Jahresendabrechnung möglichst gut dazustehen.

Anleger sind für Konsolidierung gewappnet

Die Sentimentumfrage der Börse Frankfurt unter mittelfristig agierenden Privatanlegern und Profis zeigt derweil keine größeren Schieflagen an, die einen deutlichen Kursrutsch signalisieren.

Verhaltensökonom Joachim Goldberg sieht die heimischen Investoren für eine Konsolidierung gewappnet, jedoch nicht für größere Gewinne. Zudem kämen Käufe internationaler Investoren hinzu, die ihre extreme Untergewichtung in europäischen Aktien langsam aufgeben würden. „Sollte sich diese Untergewichtung in den kommenden Wochen weiter reduzieren, würde dies den positiven Trend verstärken“, erläutert der Sentimentexperte. „Für den Dax sieht es weiterhin ordentlich aus.“

Markt glaubt der US-Notenbank nicht

Der Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve mit einer erwarteten Zinserhöhung um 50 Basispunkte war alles andere als ein „Knotenlöser“. Dabei hatte sich der US-Notenbankchef Jerome Powell viel Mühe gegeben, den Markt zu enttäuschen.

Noch im September hatten die Währungshüter für Ende 2023 in der Mehrheit einen Leitzins zwischen 4,25 Prozent und fünf Prozent erwartet. Am Mittwoch präsentierten sie weit höhere Prognosen: Fast alle lagen über fünf Prozent, teilweise über 5,5 Prozent.

Doch all die Worte und „Dots“, wie die Zinsprognosen der US-Notenbanker genannt werden, halfen nicht. Die Finanzmarktprofis glauben Powell und seinen Kollegen im Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee, FOMC) nicht.

Laut dem Fed-Watch-Tool der Chicagoer Terminbörse CME erwartet weiterhin eine deutliche Mehrheit der Profis einen maximalen Zins von lediglich fünf Prozent und Zinssenkungen zum Jahresende. Auch die Terminkontrakte auf den US-Leitzins, die sogenannten Fed Fund Futures, erwarteten nach dem Ende der Pressekonferenz weiterhin ein Leitzins-Niveau von 4,35 Prozent – trotz der deutlich höheren Prognosen.

Der erfahrene Commerzbank-Analysten Ulrich Leuchtmann sagt: „Selten habe ich gesehen, dass der Markt die Message eines Fed-Chairman so ostentativ ignoriert.“

Leuchtmann sieht auch Vergleiche mit der großen Rezession im Jahr 2008, dem Jahr der Finanzkrise. „Damals hat das FOMC ewig lange völlig unrealistische Bruttoinlandsprodukt-Pfade und Zinspfade prognostiziert – entgegen allen ökonomischen Theorien“, erinnert er sich.

Und auch diesmal herrsche eine Diskrepanz bei der Prognose. Während laut den Markterwartungen für Ende 2023 die Inflationsrate der Verbraucherpreise bei 2,5 Prozent liegen soll, schätzen die US-Währungshüter die Rate auf 3,7 Prozent. „Wieder unterscheiden sich also die ökonomischen Prognosen von Markt und FOMC erheblich und folglich auch ihr Zins-Ausblick“, erläutert der Devisenexperte der Commerzbank.

Die Inflationsentwicklung dürfte entscheiden, wer recht behält: der Markt oder Powell? Sollte die US-Notenbank richtig liegen, wäre das negativ für die Marktentwicklung, im anderen Falle wäre das bereits in den Kursen eingepreist.

Blick auf Einzelwerte

Technologiewerte: Auf den Verliererlisten stehen Aktien, für die steigende Zinsen als Problem angesehen werden. Dazu zählen bestimmte Aktien aus der Technologiebranche, allen voran die deutschen Online-Werte. Zalando ist mit minus 7,7 Prozent schwächster Dax-Wert, Delivery Hero verlor im MDax 4,6 Prozent an Wert. Aus dem SDax sackten die Titel von Auto1 zeitweise mehr als acht Prozent ab. Die Bank of America gab ihre bisherige Kaufempfehlung für den Online-Autohändler auf.

Ceconomy: Die Elektronikhandelsholding will im laufenden Geschäftsjahr 2022/23 eine deutliche Verbesserung des Gewinns und eine leichte Steigerung des Umsatzes erreichen. Voraussetzung dafür sei aber, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechtern. Die Aktie rutschte aber 13 Prozent ab.

Aussagen zur Zukunft gab es auch von der früheren Ceconomy-Mutter Metro. Hier fiel der Kurs marktähnlich um etwas mehr als ein Prozent, obwohl der Handelskonzern im neuen Geschäftsjahr in die Gewinnzone zurückkehren will und die mittelfristige Umsatzprognose erhöhte.

Munich Re: Leicht besser als der Markt schlagen sich die Aktien des Rückversicherers, die nur 2,6 Prozent im Minus lagen. Wie der weltgrößte Rückversicherer überraschend am Mittwochabend mitteilte, peilt er für das kommende Jahr einen Konzerngewinn von rund vier Milliarden Euro an. Anleger taten sich bei der Einordnung schwer, denn die Kennzahl basiert auf einem neuen Rechnungslegungsstandard und ist daher nicht mit bisherigen Vorjahreszahlen vergleichbar.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

Adblock test (Why?)


Dax-Kurs aktuell: Dax rutscht nach EZB-Zinsentscheid weiter ab – Experte: Stagflationsszenario wird wahrscheinlicher - Handelsblatt
Read More

No comments:

Post a Comment

adidas-Aktie nachbörslich deutlich tiefer: adidas übertrifft eigene Prognose - Yeezy-Verkäufe sorgen für schwarze Zahlen - finanzen.net

Der Sportartikelkonzern adidas hat im vergangenen Jahr besser abgeschnitten als von ihm zuletzt prognostiziert. Der Nike -Rivale kündigte...