Am 4. Juli, um 10 Uhr, findet wieder der traditionelle Pressefrühschoppen der „Ipf– und Jagst–Zeitung“ und der „Aalener Nachrichten“ auf der Ipf–Messe in Bopfingen im Festzelt „Zum Senz“ statt.
Stargast in diesem Jahr ist der Unternehmer Wolfgang Grupp aus Burladingen, der seit über 50 Jahren alleinverantwortlich die Geschicke von „Trigema“ leitet. Im Vorfeld hat sich Timo Lämmerhirt mit Grupp unterhalten.
Natürlich nicht ganz ernst gemeint: Wenn man an Trigema denkt, dann denken die meisten Menschen spontan an den berühmten Affen, erst danach kommen Sie. Akzeptieren Sie diese Hierarchie?
(lacht) Zuerst kommt der Affe und dann kommt ganz lange nichts und dann, vielleicht, komme ich. Damit habe ich kein Problem, denn der Affe wurde ja von uns ausgesucht und eingesetzt. Der Affe hat für ordentlich Publicity gesorgt in den vergangenen 20 bis 25 Jahren.
Solange über den Affen gesprochen wird, er immer noch interessant ist und mich jeder auf den Affen anspricht, werde ich ihn nicht aus der Werbung rausnehmen.
Es verkörpert vermutlich kaum ein Unternehmen oder Unternehmer das Label „Made in Germany“ so wie Sie beziehungsweise Trigema. Wie konnten Sie das denn bei all den Umwälzungen, Krisen und Veränderungen in dieser Form über Jahre durchziehen?
Als ich in die Firma kam, war das Unternehmen mit zehn Millionen D–Mark verschuldet, ich musste also Probleme lösen. Es gab damals 26 Firmen in Burladingen, wer mehr Mitarbeiter hatte, hat mehr Geld verdient. 25 Firmen haben im Laufe der folgenden zehn bis 15 Jahre ihre Arbeitsplätze ausgelagert und danach sind sie in Konkurs gegangen.
Deshalb produziere ich in Deutschland, weil ich nicht Arbeitsplätze verlagere, um Konkurs zu machen. Wir haben einen Top–Standort. Ich muss den Wandel der Zeit erkennen und die Probleme lösen — und nicht Probleme ewig diskutieren.
Der Erfolg gibt Ihnen Recht.
Karstadt, Kaufhof und andere waren die sogenannten Kaufhauskönige. Quelle, Neckermann und andere die Versandhauskönige — alle haben sie versagt! Wenn man Ihnen vor 20 Jahren gesagt hätte, dass Karstadt oder Quelle pleite machen, dann hätten Sie denjenigen vermutlich für verrückt erklärt.
Als diese sogenannten Könige versuchten, die Preise beim Produzenten zu drücken, habe ich nein gesagt und musste dann andere Kunden suchen. So kam ich zu den SB–Kunden.
Dies war damals für einen Produzenten eine Todsünde, denn man durfte die Billigmacher, wenn man eine Marke hatte, nicht beliefern. Ich habe aber nie einem Kunden abgesagt, der unseren Preis bezahlen wollte.
So musste ich im Laufe der Zeit erkennen, dass ich in einer bedarfsgedeckten Wirtschaft als Produzent auch einen Teil der Handelsfunktion in eigene Hände übernehmen muss, um nicht in totale Abhängigkeit der wenigen übriggebliebenen Handelskunden zu kommen.
So entstanden also die ersten Trigema–Stores.
Schuld waren natürlich unsere Kunden: Hätten sie weiter unsere Produkte abgenommen, dann hätte ich ihnen selbstverständlich keine Konkurrenz mit meinen eigenen Geschäften machen müssen. So haben wir Kaufhauskönige durch unsere eigenen sogenannten Testgeschäfte ersetzt und vor 20 Jahren, als der Online–Handel kam, konnten wir auch die Versandhandelskönige durch eigenen Onlinehandel ersetzen.
Heute verkaufen wir 40 Prozent unserer Produktion über Online, 40 Prozent über unsere Testgeschäfte und 20 Prozent liefern wir an Kunden aller Art. Wir sind also nicht von einem einzelnen Kunden abhängig. Abhängigkeit in meinem Unternehmen durfte es nie geben, weder von einem einzelnen Mitarbeiter, noch einem Lieferanten und vor allem nicht von einem Kunden.
Nichtsdestotrotz mussten Sie durch viele Krisen gehen: Corona, Ukraine–Krieg mit den damit verbundenen Gaspreis–Explosionen.
Ja, 2020 hatten wir monatliche Gaskosten von 100.000 Euro, 2021 verdoppelten sich diese im Monat auf 200.000 Euro und 2022 stieg der Gaspreis enorm, es entstanden monatliche Gaskosten von 1.000.000 Euro. In der zweiten Hälfte sind sie dann aber wieder zurückgegangen.
Heute liegen sie bei 400.000 bis 500.000 Euro im Monat. Aber solche Probleme sind zum Lösen da. Man muss flexibel sein; ich habe in meinen 54 Jahren nie eine negative Bilanz abgegeben, sie war stets positiv, wir haben 100 Prozent Eigenkapital und keinerlei Fremdkredite.
Mit anderen Worten konnten Sie diese finanzielle Drucksituation mit komplett eigenen Mitteln kompensieren?
Ja, aber Deutschland ist für mich schon lange kein Rechtsstaat mehr, da diejenigen, die Probleme haben, die sie meistens selbst verursachten, einfach problemlos Insolvenz machen können und danach geht es munter weiter.
Denken wir nur an Karstadt, Kaufhof, Peek & Cloppenburg oder Klingel, das sind für mich keine Unternehmer, das sind für mich Hasardeure und Ausbeuter unserer Gesellschaft. Wenn dann noch nachgesagt wird, dass Herr Cloppenburg kurz vor der Insolvenz eine Yacht für zwölf Millionen Euro gekauft oder die Inhaber von Klingel ihre Villa noch für mehrere Millionen Euro renovieren ließen, dann frage ich, ob dies tatsächlich noch zu vereinbaren ist mit einem Rechtsstaat.
Ich zahle die gleiche Einkommenssteuer wie diese Herren, obwohl ich die persönliche Haftung habe und der Steuerzahler erst für mich bezahlen muss, wenn ich selbst nicht mal mehr ein Dach über dem Kopf habe. Ich sage schon lange: Man sollte denen, die persönlich haften für ihr Tun, zum Beispiel den halben Einkommensteuersatz geben, dann würden viele aus Steuergründen in die persönliche Haftung gehen und dann wären die Entscheidungen sicher überlegter und verantwortungsvoller als heute.
Sie sind bekannt für Ihre deutlichen Worte, was sich hier widerspiegelt. Neckermann und Schlecker haben auch schon Ihr Fett wegbekommen, wie jüngst bei „Forbes“ zu lesen war.
Das habe ich im Zusammenhang genannt, als mir gesagt wurde, dass ich ein erfolgreicher Unternehmer sei. Darauf antwortete ich: Erfolg haben ist keine Kunst. Auch ein Herr Neckermann war erfolgreich, ist aber als Versager beerdigt worden und auch ein Herr Schlecker war sicher erfolgreich, wird aber vermutlich nicht als erfolgreicher Unternehmer in die Geschichte eingehen.
Sie sind 81 Jahre alt und gaben nun jüngst bekannt, aufzuhören. Wie stellt sich das dar?
Ich werde Ende dieses Jahres an die nächste Generation, meine beiden Kinder, übergeben. Meine Tochter und mein Sohn sind schon neun und zehn Jahre in der Geschäftsführung im Unternehmen tätig, danach bin ich außen vor, die Kinder werden die Verantwortung und Haftung übernehmen, mit der Rechtsform einer KG.
Dieser Schritt ist bereits in die Wege geleitet, Ende des Jahres hören Sie auf. Wie gehen Sie damit um nach dieser langen Zeit?
Aufhören heißt ja nicht, dass man nichts mehr zu tun hat. Ich übergebe zum Ende des Jahres die Geschäftsleitung und die Firma an meine Frau beziehungsweise meine Kinder. Ich werde aber weiter im Unternehmen sein und wenn ich etwas gefragt werde, werde ich gerne antworten, nur die Entscheidungen werden andere fällen.
Das Schönste im Leben ist nicht, Geld zu zählen, sondern das Gefühl zu haben, von anderen noch gerne gesehen zu werden. Und das geben mir meine Frau und meine Kinder und selbstverständlich auch meine Mitarbeiter.
Mann der deutlichen Worte: Trigema–Chef Wolfgang Grupp bei der „Ipf-Messe‟ - Schwäbische
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