Der weltweit agierende schwedische Hafermilchhersteller Oatly ist mit sehr hohen Erwartungen angetreten. Im Mai 2021 wurde die Oatly-Aktie mit einem Kurs von 17 US-Dollar an der US-Techbörse Nasdaq gehandelt. Letzte Woche notierte Oatly bei 1,98 US-Dollar pro Aktie. Das sind fast 90 % weniger als zum Börsenstart und es sehr weit von den einstigen himmelstürmenden Plänen entfernt.
Und: Oatly verliert weiter Geld. Aber etwas weniger als vorher, sagen seine Unterstützer: Zuletzt sanken die Nettoverluste von 87,5 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2022 auf „nur noch“ 75,6 Millionen US-Dollar im ersten Quartal 2023, gab das Unternehmen in seinem jüngsten Quartalsbericht bekannt.
Der Nettoumsatz sei im ersten Quartal 2023 hingegen um 17,7 % auf 195,6 Millionen US-Dollar gestiegen, sagte der bisherige Unternehmens-Chef Toni Petersson. Er hat am 1. Juni die Rolle des Co-Vorsitzenden übernommen, weil Jean-Christophe Flatin die Position des CEO übernahm.
Das Umsatzwachstum dürfte jedoch vor allem auf die kräftig gestiegenen Preise bzw. die hohe Inflation und auf die Einführung neuer Produktlinien zurückzuführen sein, sagen etliche Skeptiker - denn in den USA stieg der mengenmäßige Umsatz von Milchersatzprodukten laut dem Onlineportal Agfundernews.com in den letzten 52 Wochen zwar um 9,3 % auf 2,83 Milliarden US-Dollar. Die verkaufte Menge ging jedoch sogar um -3,7 % zurück.
425 Mio. USD neue Schulden – für Wachstum
In einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des ersten Quartals 2203 sagte Toni Petersson: „Wir haben bei jeder unserer wichtigsten Prioritäten für 2023 Fortschritte gemacht: das weltweite Umsatzwachstum wurde beschleunigt, Verbesserungen in der Lieferkette wurden vorgenommen und wir streben die Rentabilität an, die wir im Jahr 2024 erreichen wollen.“
Dafür musste das Unternehmen jedoch neue Schulden machen: Ein Kreditvertrag über 125 Millionen US-Dollar und 300 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von Wandelanleihen mussten aufgebracht werden, um Liquidität bereitzustellen, damit das Unternehmen der „finanziellen Unabhängigkeit“ nähert, fügt Finanzvorstand Christian Hanke hinzu.
„Wir beabsichtigen, diese Mittel als Treibstoff für unser Wachstum zu nutzen. Die Mittel werden wir für den Abschluss unseres Supply-Chain-Netzwerkausbaus, für Effizienzprogramme und die Erschließung neuer Märkte verwendet“, sagte Hanke, als er gemeinsam mit Peterson die Gesamtjahresergebnisse erläuterte.
Reden Analysten die Lage schön?
In Europa ist die Situation besser als in Amerika, sagte Petersson außerdem: „Oatly wächst im Jahresvergleich zweistellig und unsere Schlüsselmärkte Deutschland, Großbritannien und die Niederlande verzeichnen starke Marktanteile.“
„Wir glauben, dass der Markt für das haferbasierte Segment weiter von Bedeutung ist“, sagte auch Brian Holland, Geschäftsführer des Finanzdienstleisters TD Cowen. „Laut unserer Analyse wird Oatly vor allem durch Kapazitätsbeschränkungen in Mitleidenschaft gezogen. Da in den nächsten Monaten mehr Produktionsmengen online gehen, dürfte sich das auf Umsatz, Marktanteil und Gewinn entsprechend auswirken.“
„Aus Unternehmenssicht glauben wir, dass die pessimistische Stimmung ihren Höhepunkt erreicht hat und die Fundamentaldaten geichzeitig ihren Tiefpunkt erreicht haben“, sagte auch John Baumgartner, Analyst bei der Mizuho-Bank, gegenüber Yahoo Finance im März.
Daher hat Baumgartner die Oatly-Aktie von „Neutral“ auf „Kaufen“ hochgestuft und sein Kursziel von 2,50 US-Dollar pro Aktie auf 6 US-Dollar pro Aktie mehr als verdoppelt.
Offenbar bleiben die Märkte aber trotzdem skeptisch, was die Aussichten von Oatly betrifft. Aktuell notiert die Aktien nämlich nur bei knapp 2 USD. Das ist zwar etwas besser als zum jüngsten Tiefpunkt im Juni von nur 1,57 USD – jedoch meilenweit von den 6 USD der Baumgartner-Prognose entfernt.
Oatly – oder das Märchen vom Hafermilchboom - agrarheute.com
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