Düsseldorf Nach der Insolvenz des Onlinehändlers Social Chain hat die Suche nach einem Käufer für das Unternehmen begonnen. Mit dem M&A-Prozess sei die Unternehmensberatung und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte beauftragt, erste Gespräche mit Interessenten seien bereits geführt worden, gab Social Chain am Freitag bekannt.
Die Investorensuche fokussiere sich „insbesondere auf die DS Gruppe als werthaltigste Beteiligung innerhalb der Social-Chain-Unternehmensgruppe“ hieß es. Es solle ermittelt werden, „ob Investorenlösungen für die Gläubigerinnen und Gläubiger der Social Chain AG die bestmögliche Sanierungsoption darstellen“ Für die namensgebende Social Chain scheinen die Hoffnungen auf potenzielle Interessenten demnach gering.
Das Unternehmen war durch die Talentshow „Die Höhle der Löwen“ und deren langjährige Jurymitglieder Georg Kofler und Ralf Dümmel einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. 2021 hatte Social Chain, die Konsumgüter insbesondere über soziale Medien und mithilfe von Influencern vertreibt, die DS Gruppe für 220,5 Millionen Euro übernommen. Ex-Pro-Sieben-Chef Kofler war damals größter Einzelaktionär bei Social Chain, Ralf Dümmel ist bei DS bis heute Geschäftsführer. DS ist seit Jahrzehnten am Markt tätig und verkauft rund 4000 Produkte vor allem als Aktionsware über Discounter. Unter anderem gehört der traditionelle Grillhersteller Landmann zum Portfolio.
Schneller Absturz nach viel Hype
Die „Hochzeit der Löwen“ sorgte zunächst für einen regelrechten Hype bei Anlegern. In der Spitze stand die Aktie von Social Chain bei 54 Euro, die Firma wurde mit 620 Millionen Euro bewertet. Kofler und Dümmel sahen eine große Zukunft für das fusionierte Unternehmen, das unter einem Dach Social Commerce und traditionellen Handel vereinen sollte.
„Der Schritt zum Einhorn ist nicht mehr weit“, sagte Kofler nach dem Börsengang dem Handelsblatt. Schon 2023 sollte der Umsatz auf über eine Milliarde Euro steigen.
Stattdessen ging es mit den Geschäften und dem Aktienkurs von Social Chain bergab. Anfang 2023 löste Kofler den Social-Chain-Mitgründer Wanja Oberhof als CEO ab. Dümmel gab sein Amt als Vorstand für Produkt, Vertrieb und Einkauf ab und konzentrierte sich seither wieder als alleiniger Geschäftsführer auf die DS-Gruppe.
>> Lesen Sie dazu: „Säumiger Investor“ – Social Chain schiebt Pleite auf Lars Windhorst
Kofler verordnete Social Chain ein Sparprogramm, die Kosten der Unternehmensgruppe mit insgesamt rund 1000 Beschäftigten sollten 2023 um 30 Prozent reduziert werden. Doch die Sanierungspläne waren erfolglos, zuletzt scheiterte eine überlebenswichtige Kapitalerhöhung.
Social Chain sieht den Hauptgrund für das Platzen der Kapitalerhöhung im Ausbleiben einer zugesagten Zahlung eines Investors. Dabei handelt es sich um Lars Windhorst. Während ein Sprecher Windhorsts angibt, das Investment sei mit Bedingungen verknüpft gewesen, dementiert Social Chain dies.
In der vergangenen Woche musst das Unternehmen schließlich Insolvenz anmelden. Kofler legte sein Amt nieder und hat seinen Aktienanteil von rund 30 Prozent auf nur noch 2,5 Prozent reduziert. Als neue Vorstände führen sanierungserfahrene Anwälte der Kanzlei Görg das Unternehmen durch eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Sie meldeten nur wenige Tage später auch für die Social-Chain-Tochter Urbanara Insolvenz an, ein Onlineshop für Homeware und Wohnaccessoires.
Massedarlehen unter anderem von Ralf Dümmel sichert Geschäftsbetrieb
Von der Insolvenz nicht betroffen ist die DS Gruppe mit ihren zuletzt knapp 500 Beschäftigten. Sie ist nach eigenen Angaben finanziell unabhängig von der Muttergesellschaft Social Chain. Ralf Dümmel und weitere Altgesellschafter der DS Gruppe hatten Social Chain zuletzt ein Massedarlehen eingeräumt, damit der weitere Betrieb sichergestellt bleibt.
Ein solches Darlehen bietet Gläubigern zusätzliche Sicherheit, weil ihre Ansprüche im Krisenfall zuerst aus der Insolvenzmasse bedient werden. Die ersten Auszahlungen aus dem Massekredit seien bereits geflossen, teilte Social Chain mit. Dadurch konnten laut Unternehmensangaben laufende Löhne und Gehälter an die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotz Insolvenz ausgezahlt werden.
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